Waldbaden
Wer gerne in der Natur ist, weiß, wie gut so ein Waldbesuch tut. Man kann abschalten, die Natur in allen Facetten erleben und kommt entspannt zurück. Dazu muss man eigentlich nichts Besonderes tun. Und doch gibt es so einiges das man beachten kann, um diesen Entspannungseffekt zu fördern. Oder eben auch, um sein Immunsystem zu „boosten“.
Was ist Waldbaden eigentlich?
Beim Waldbaden geht es um mehr als nur das Umarmen eines Baums oder reines Achtsamkeits-Training in der Natur. Der Ansatz des Waldbadens stammt aus Japan und wird dort „Shinrin Yoku“ genannt, was wörtlich übersetzt so viel bedeutet wie „Eintauchen in die Waldatmosphäre“. Im deutschen Sprachraum hat sich dafür der Begriff „Waldbaden“ etabliert. Generell versteht man unter Waldbaden das bewusste Verweilen im Wald – mit dem Zweck sich zu erholen und seine Gesundheit zu stärken. Shinrin Yoku ist in Japan seit vielen Jahrzehnten etabliert und schulmedizinisch anerkannt.
Waldbaden: In Japan und hierzulande
In Japan ist die sogenannte „Waldmedizin", die auch Shinrin Yoku einschließt, eine eigene wissenschaftliche Disziplin, die an Universitäten und Hochschulen gelehrt und weiter erforscht wird. Abgesehen davon gibt es Kurzentren in den Wäldern Japans mit einem entsprechenden medizinischen und therapeutischen Angebot vor Ort sowie in eigenen Therapiewäldern.
So weit, dass wir Shinrin Yoku als wissenschaftliche Disziplin etablieren könnten, sind wir in Europa noch nicht, obwohl sich gerade einiges in diesem Bereich tut. Das Schöne aber ist, dass uns in Österreich, Deutschland und der Schweiz unheimlich viel „Wald“ zur Verfügung steht. Ein Schatz, den jeder Mensch kostenlos zu jeder Zeit nutzen kann, um der Natur und den Bäumen näherzukommen. Und das sollten wir auch tun, denn die Heilkraft des Waldes auf uns Menschen ist beachtlich.
Waldbaden & Immunsystem
Die Wirkung des Waldes auf unser Immunsystem konnte in wissenschaftlichen Studien eindrucksvoll belegt werden. So soll ein Tag im Wald bereits den Anteil unserer natürlichen Killerzellen um bis zu 40 % steigern, wobei der Effekt bis zu zwei Wochen anhält. Bei zwei Tagen im Wald verdoppelt sich die Wirkung. Außerdem wird bei einem Waldbesuch die Bildung von Anti-Krebs-Proteinen angeregt sowie jene des sogenannten „Herzschutzhormons“ DHEA, das eine wichtige Rolle im Kampf gegen Zivilisationskrankheiten wie Bluthochdruck, Stoffwechselstörungen, erhöhtem Blutzuckerspiegel und Fettleibigkeit bis hin zum Herzinfarkt spielt.
Wald & Entspannung
Die meisten Menschen können in der Natur, beispielsweise bei einem Spaziergang im Wald, gut entspannen. Aber was wirkt nun tatsächlich so entspannend auf uns? Es ist die Summe verschiedenster Faktoren: Naturgeräusche, das facettenreiche Grün, die beruhigenden Walddüfte und der Wald an sich als „geschützte“ Atmosphäre. All das kurbelt den Parasympathikus, unseren sogenannten „Nerv der Ruhe“ an. Das Ergebnis: Wir tauchen in eine tiefe Entspannung ein und ganz nebenbei können Organe und Zellen regenerieren und neue Energie tanken.
Waldbaden & Psyche
Ein Waldbesuch hat noch eine weitere beruhigende Wirkung: Denn dieser Tapetenwechsel lässt uns auf einfache Art einen wohltuenden Abstand zum Alltag gewinnen. Das bietet uns einen neuen Blick auf Herausforderungen und Probleme und ermöglicht uns zugleich, neue Perspektiven und Handlungsansätze zu finden. Auch spielen soziale Maßstäbe im Wald keine Rolle: Die Bäume interessiert es nicht, ob wir alt oder jung, groß oder klein, erfolgreich oder vielleicht gerade planlos sind. Es spielt keine Rolle, wer wir sind, wie wir aussehen, was wir denken, ob oder welchen Glauben wir haben und aus welchem Land wir stammen.
Mentale Gesundheit für dein Wohlbefinden
Nun stellt man sich natürlich die Frage, ob es nicht ausreicht, einfach in den Wald zu gehen, um in den Genuss seiner vielfältigen Heilkraft zu kommen, oder ob man tatsächlich Waldbaden „muss“? Eines vorweg: Müssen tut man nichts. Schon gar nicht beim Waldbaden. Ein Besuch im Wald, egal ob man nur dasitzt, spaziert, joggt oder radelt hat immer positive Auswirkungen auf uns. Und doch kann man mit verschiedenen, praktischen Übungen die beeindruckende Heilkraft des Waldes deutlich intensivieren.
Was tun im Wald?
Die heilsamen Terpene der Waldluft sind dafür verantwortlich, dass der Anteil der Killerzellen gesteigert und die Bildung der Anti-Krebsproteine und der „Herzschutzsubstanz“ DHEA angeregt wird. Achte darum bei deinem nächsten Waldbesuch einfach auf eine bewusste, tiefe Atmung oder nimm dir sogar Zeit für eine Atemübung. Um dein Waldbald noch mehr zu genießen, eignen sich vor allem Sinnes- und Achtsamkeits-Übungen. Achte zum Beispiel ganz bewusst darauf, was du siehst, hörst, riechst, schmeckst, fühlt und spürst. Am besten widmest du dich jedem Sinn einzeln mit besonderer Aufmerksamkeit für ein paar Minuten. Wenn du gerade an einem Problem knabberst, dann nimm dir eine Auszeit im Wald. Entspanne ein bisschen und dann denke nochmal über das Problem nach – welche neuen Lösungsansätze findest du? Auch kleine Rituale im Wald eignen sich übrigens wunderbar, um etwas Belastendes loszulassen.
Viele praktische Übungen und Tipps findest du hier:
„Waldbaden: Das kleine Übungshandbuch für den Wald“ von Ulli Felber
Es gibt Ausbildungen, Kurse und Workshops. Um die japanische Praxis und die Tätigkeit an sich zu entdecken, eigenen sich eher Kurse oder Workshops. Du möchtest aber mehr als Erfahrung sammeln und auch die Theorie dahinter lernen? Dann solltest du vielleicht eine zertifizierte Ausbildung ins Auge fassen.