Stressbewältigung
Kennst du es auch? Auf die Frage „Wie war dein Tag“ antwortest du oft einfach mit „Heute war es stressig“. Egal ob im Beruf oder in der Freizeit, die Termine nehmen einfach kein Ende. Kein Wunder, dass du abends ins Bett fällst und das Gefühl hast, dass nichts mehr geht. An diesem Punkt neigt der ein oder andere dazu noch mal aufs Gas zu steigen, statt dem Ruhebedürfnis des eigenen Körpers nachzugeben. Doch welche Auswirkungen Stress auf Körper und Seele haben kann, wird dabei übersehen.
Als ausgeklügelte Taktik der Evolution sollte die Stressreaktion dem Steinzeitmenschen ein möglichst langes Leben sichern. Kampf oder Flucht - wer in gefährlichen Situationen die richtigen Entscheidungen traf, überlebte. Nach wie vor hat Stress seine guten Seiten. Er aktiviert den Körper, indem er die Atmung und den Herzschlag beschleunigt und Energiereserven bereitstellt. Andere Körperfunktionen wie Verdauung, Wachstum oder Fortpflanzung fahren in Stresssituationen herunter. Ob Stress nun positiv oder negativ ist, kannst du anhand einiger Punkte festmachen.
Eustress, die positive Art von Stress, spornt dich zu Höchstleistungen an. Er aktiviert und treibt dich an. Positiver Stress besteht nicht dauernd, sondern klingt nach einiger Zeit wieder ab. Denke beispielsweise an deine letzte Prüfung, oder einen bestrittenen Wettkampf. In diesen Situationen verhalf dir Stress zu Höchstleistungen, danach klang er aber rasch wieder ab. Die Art von Stress, die du vermeiden solltest ist der sogenannte Distress. Denn er ist es, der dir auf lange Sicht schadet. Du erkennst Distress daran, dass der Stress bestehen bleibt und nicht mehr abklingt. Es gibt keine Entspannungsphasen und du fühlst dich überfordert.
Stress und Depression
Wie Stress auf die Gesundheit wirkt[2]
Wenn du unter Stress stehst, laufen in deinem Körper eine Reihe von Reaktionen ab, die zum Teil wie Zahnräder ineinandergreifen. Gesteuert werden diese Stressreaktionen durch Hormone. Eines der wichtigsten Stresshormone ist Cortisol. Es sorgt für den Energieboost, den du brauchst, um stressige oder gefährliche Situationen zu meistern.
Du hast sicher auch schon einige dieser Stressreaktionen an dir bemerkt, wenn du unter Anspannung stehst. Dein Herzschlag und deine Atmung beschleunigen sich, du schwitzt und deine Muskeln sind angespannt. Dein Körper wartet darauf die bereitgestellte Energie zu nutzen. Doch heutzutage führt eine Stressreaktion in den wenigsten Fällen zu Flucht oder Kampf. Oder bist du schon mal vor deinem Vorgesetzten davongelaufen, wenn er dich in sein Büro zitiert hat? Der Stress wird nicht mehr abgebaut und kann sich auf deinen Körper auswirken.
Stresssymptom Migräne
Gönnst du deinem Körper keine Ruhe und Entspannung kann Stress chronisch werden und unter Umständen in einem Burnout enden. Chronischer Stress wird meist begleitet von einem zunehmenden Gefühl der Überforderung und des Kontrollverlusts über die Situation. Auf hormoneller Ebene kommt es dann zu einer dauerhaften Aktivierung des Stresshormonsystems. Wie du dir sicher vorstellen kannst, kann das ein enormes gesundheitliches Risiko darstellen. So kann andauernder Stress zu einem erhöhten Schmerzempfinden oder einem schwachen Immunsystem führen. Schwerwiegendere Folgeerscheinungen können aber auch ein erhöhtes Risiko für Demenz oder Erkrankungen des Herz-Kreislaufsystems sein.
Eine der schwerwiegenden Folgen von chronischem Stress kann ein Burnout sein. Die Anzeichen können unter anderem fehlender Antrieb, Appetit- und Schlaflosigkeit, Konzentrationsschwierigkeiten, Herzrasen, Engegefühl in der Brust und Übelkeit sein. Ein Burnout darf nicht auf die leichte Schulter genommen werden. Wenn du vermutest, dass du unter einem Burnout leidest, rede unbedingt mit deinem Arzt darüber.
Tipps für die Stressbewältigung
Aromatherapie zur Stressbewältigung
Natur gegen Stress
Anti-Stress Mindset
Mikronährstoffe für das Stressmanagement[6]
In Stresssituationen benötigt der Körper ein Plus an Mikronährstoffen für die Energiegewinnung, Nerven und Psyche. Dadurch kann der Motor am Laufen gehalten werden. Denn gerade, wenn eine ausgewogene Ernährung für einen ausgeglichenen Mikronährstoffhaushalt besonders wichtig ist, neigt man zu ungünstigen Verhaltensweisen: Heißhungerattacken und fehlende Zeit locken viel zu schnell zu zucker- und fettreichen Speisen. Vitamin- und ballaststoffreiche Kost bleibt dann oft auf der Strecke. Untersuchungen haben gezeigt, dass bestimmte Mikronährstoffe dem Körper beim Stressmanagement unter die Arme greifen können.
Bestimmte B-Vitamine, wie Thiamin (B1), Niacin (B3) und Pantothensäure (B5) unterstützen deine Psyche, wenn sie immer wieder auf die Probe gestellt wird. Gleichzeitig greifen B-Vitamine deinem Energiestoffwechsel unter die Arme und sorgen dafür, dass du weniger müde bist. Auch dein Nervensystem profitiert von Vitamin B2, Biotin und Vitamin B12. In herausfordernden Zeiten achte also auf einen B-Vitamin-reichen Speiseplan. Am besten du isst Vollkorn, Bananen, Bohnen und Fleisch, um deinen B-Vitamin-Status gut zu füllen.
Viele wissen nicht, dass Magnesium neben seiner Funktion für die Muskeln auch als „Anti-Stress Mineral“ gilt. Denn Magnesium ist ein Kraftpaket: Es gibt dir Energie, wenn du dich müde oder erschöpft fühlst, und unterstützt deine Nerven. Außerdem balanciert Magnesium die Ausschüttung der Stresshormone Adrenalin und Noradrenalin. Gerade in stressigen Zeiten achte darauf deinen Magnesiumbedarf durch eine ausgewogene Ernährung zu decken.
Das Gehirn ist die Zentrale, wenn es um Stressreaktionen geht. Hier werden einkommende Signale verarbeitet und Stressreaktionen in Gang gebracht. Es ist daher besonders wichtig in stressreichen Zeiten auf das Gehirn zu achten und es mit wichtigen Nährstoffen zu versorgen. Omega-3 Fettsäuren, wie DHA (Docosahexaensäure) sind besonders wichtig, wenn es um die Gehirnfunktion geht. Gute Quellen für Omega-3-Fettsäuren sind fettreicher Seefisch.
Chronischer Stress schlägt sich oft in dauerhafter Müdigkeit und Erschöpfung nieder. In diesem Zusammenhang spielt auch das Spurenelement Eisen eine tragende Rolle. Im Körper ist Eisen unter anderem wichtig für die Energiegewinnung und den Sauerstofftransport. Gerade in Stressphasen solltest du daher auf deine Eisenzufuhr achten, um deine Müdigkeit zu vertreiben. Gute Eisenlieferanten sind zum Beispiel rotes Fleisch und Haferflocken. Behalte allerdings im Hinterkopf, dass Eisen aus pflanzlichen Quellen nicht so gut vom Körper aufgenommen werden kann. Daher sollten vor allem Vegetarier und Veganer ihren Eisenspiegel besonders gut im Blick haben.
Coenzym Q10[12]
Wie du weiter oben schon gelesen hast, verbraucht dein Körper unter Stress mehr Energie. Damit dieser Prozess ohne Probleme abläuft und genügend Energie erzeugt wird, braucht es Magnesium, B-Vitamine und Eisen. Auch Coenzym Q10 hat hier besondere Bedeutung. Genauer gesagt im letzten Schritt der Energiegewinnung, der sogenannten Atmungskette.
Nicht nur äußere Einflüsse, wie stressige Situationen oder Schicksalsschläge, beeinflussen die Stimmung. Auch der Mikronährstoffhaushalt hat eine viel größere Bedeutung für unser inneres Gleichgewicht, als man zunächst annehmen würde. Serotonin ist bekannt als das körpereigene Glückshormon und sorgt dafür, dass du gut gelaunt und entspannt bist. Damit der Körper genügend Serotonin produzieren kann, braucht er die Aminosäure L-Tryptophan und Vitamin B6. L-Tryptophan ist der Baustein für Serotonin, während Vitamin B6 als Werkzeug für die Bildung gebraucht wird. Achte also auf eine ausreichende Zufuhr von L-Tryptophan und Vitamin B6. Dafür kannst du zu proteinreichen Lebensmitteln wie Käse, Sojabohnen oder Fleisch greifen. Auch Cashewkerne sind reich an L-Tryptophan.
Chronischer Stress kann sich auf den gesamten Körper auswirken. Anzeichen dafür können bestehende Müdigkeit, Anfälligkeit für Erkältungen, Konzentrations- und Erinnerungsprobleme, Magen-Darm-Beschwerden wie Übelkeit, Appetitlosigkeit oder Heißhungerattacken sowie Spannungszustände der Muskulatur – vor allem im Nacken –sein.
Die Ursache von körperlichem Stress findet sich meist in physikalischen oder chemischen Faktoren. Eine zu kalte oder zu warme Umgebung, Zugluft, Chemikalien und dergleichen können zu körperlichen Stressreaktionen führen. Psychischer Stress wird meist durch zwischenmenschliche Interaktionen ausgelöst, wie Aggression oder Schuldzuweisungen. Beide Stressarten führen jedoch zu direkten körperlichen Reaktionen wie Schwitzen und Zittern oder eine Beschleunigung der Atmung und des Herzschlags.
Während einer Stressreaktion stellt der Körper Energie bereit und fährt gleichzeitig andere, in dieser Situation „unwichtige“ Körperfunktionen herunter (Verdauung, Wachstum, Fortpflanzung). Stresssymptome sind unter anderem eine beschleunigte Atmung und Herzfrequenz, Anspannung der Muskeln, Schwitzen oder Zittern, Erweiterung der Pupillen und erhöhte Aufmerksamkeit.
Die wichtigsten Vertreter der Stresshormone sind Adrenalin, Noradrenalin, Dopamin und Cortisol. Je nachdem mit welchem Stress du es zu tun hast werden die Hormone in unterschiedlichen Konzentrationen ausgeschüttet. Cortisol beispielsweise hilft dir in längeren Stressphasen durchzuhalten. Noradrenalin bringt die Atmung und den Kreislauf auf Hochtouren, wenn du spontan in eine Stresssituation kommst.
Sei dir der Kontrolle über dein Leben bewusst. Bewege dich an der frischen Luft oder baue kurze Sporteinheiten in deinen Alltag ein. Achte auf deine Ernährung und trinke ausreichend Wasser oder verdünnte Säfte und Kräutertees. Schalte ab – dein Handy und deinen Laptop und nimm lieber ein Buch zur Hand oder meditiere und atme bewusst.
Das ist sehr individuell. Denn jeder reagiert auf Stress anders. Generell ist die Stressreaktion eine Bereitstellung von Energie. Dadurch war es dem frühen Menschen möglich mit Kampf oder Flucht auf gefährliche Situationen zu reagieren. Heutzutage ist diese Stressreaktion in den meisten Fällen nicht mehr möglich und die Energie bleibt bestehen. Du kannst deinen Stress schneller abbauen, wenn du Stressbewältigungsstrategien, wie Sport oder Atemmeditation nutzt.
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Einzelnachweise
- Briganser S.; Einfacher Strategien gegen Stress; Österreichische Apotheken Zeitung; Österreichischer Apothekenverband, Verband Angestellter Apotheker Österreichs; ÖAZ 25, 3.Dezember 2018, S48-52
- Kaluza, G.; Gelassen und sicher im Stress - Das Stresskompetenz-Buch - Stress erkennen, verstehen, bewältigen; Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2012
- Cerny F.; Der Stress mit der Migräne; Österreichische Apotheken Zeitung; Österreichischer Apothekenverband, Verband Angestellter Apotheker Österreichs; ÖAZ 16, 31. Juli 2017, S.22-23
- Wolf A.S.; Stress als Promotor neurodegenerativer Erkrankungen; OM – Zeitschrift für Orthomolekulare Medizin 2016; 1: 10–16
- Keck M.E.; Burnout - Wie entsteht es? Wie wird es behandelt? Was ist der Zusammenhang mit Stress? Wie kann ich vorbeugen?; MediService AG; Auflage 2
- Schmidt E., Schmidt N.; Vom Burn-out kraftvoll zurück ins Leben; Naturmedizin 2019; 03
- Wolf A.S.; Diagnostik und Therapie von Stressbelastungen; OM – Zeitschrift für Orthomolekulare Medizin 2016; 1: 26–27
- Stough C. et al.; Reducing occupational stress with a B-vitamin focussed intervention: a randomized clinical trial: study protocol; Nutrition Journal 2014; 13:122
- Kogard A.: Auf Kampf und Flucht programmiert; Pharmaceutical Tribune; Nr. 15, 12. September 2018
- Schacky C.; ω-3-Fettsäuren und Hirnfunktion; OM – Zeitschrift für Orthomolekulare Medizin 2016; 2: 6–14
- Schiller M.; Interview mit Uwe Gröber: Ausgewogene bedarfsgerechte Ernährung existiert nur auf dem Papier; Apotheker Krone; 2019 15/16 S 10-13
- Bayer W. und Schmidt K; Coenzym Q10 -Aktueller Erkenntisstand; Ernährung & Medizin 2002; MVS Medizinverlage Stuttgart GmbH & Co. KG 2002; 17: 138–140
- Pflanzliche Hilfe bei starken Belastungen; Familienapotheke; Sonderausgabe 4/2015 S.18
- Verordnung (EU) Nr. 432/2012 der Kommission; Festlegung einer Liste zulässiger gesundheitsbezogener Angaben über Lebensmittel; Amtsblatt der Europäischen Union 2012
- Der Tryptophanstoffwechsel; biovis Diagnostik; biovis Fachinformation 6; 2018
- Gröber U.; Das Spurenelement Eisen und seine Bedeutung, Interview mit Prof. Dr. med. Klaus Kisters; OM – Zeitschrift für Orthomolekulare Medizin 2010; 1: 15–16
- Souci/Fachmann/Kraut; Online Datenbank; medpharm Scientific Publishers 2019