Greenwashing ist keine Option
Welchen Stellenwert hat das Thema Nachhaltigkeit für Promedico beziehungsweise Pure Encapsulations®?
Promedico ist sich seiner gesellschaftlichen Verantwortung im Sinne eines nachhaltigen Wirtschaftens sehr bewusst. Für Pure Encapsulations® ist Nachhaltigkeit deshalb einer von fünf strategischen Schwerpunkten im Jahr 2021. Viele denken beim Begriff Nachhaltigkeit vor allem an die ökologische Verantwortung. Es gehören jedoch auch die ökonomische sowie soziale Verantwortung dazu. Wir sind in allen drei Bereichen stetig bemüht, uns in eine nachhaltigere Richtung zu entwickeln. Dabei geht es uns darum, wohlüberlegte und langfristig sinnvolle Veränderungen vorzunehmen.
Sie verwenden jedoch weiterhin Kunststoffverpackungen für die Kapseln. Wie lässt sich das mit dieser Einstellung vereinbaren?
Auch wenn es auf den ersten Blick paradox klingt: In unserem Fall ist die Kunststoffverpackung im Hinblick auf den globalen Fußabdruck mit Abstand die ökologisch nachhaltigste Lösung. Eine Verpackung muss immer mehrere Zwecke erfüllen – Recyclingfähigkeit, Produktschutz, Ressourcenschonung, um nur einige zu nennen. Der Punkt, der für uns hierbei an oberster Stelle steht, ist der Produktschutz. Denn im Produkt selbst stecken viel mehr Ressourcen als in der Verpackung. Dementsprechend wäre ein Kompromiss bei der Verpackung, der auf Kosten der Haltbarkeit und Qualität des Produktes geht, keinesfalls vertretbar. Und bezieht man in eine Gesamtbilanz alle ökologischen Auswirkungen einer Verpackung mit ein, so sind Kunststoffverpackungen tatsächlich in vielen Fällen Materialien wie Karton oder Glas überlegen und dadurch nachhaltiger. So ist das auch bei uns.
Einwegglas ist nicht besser als Kunststoff?
Definitiv nicht, da sind sich alle Nachhaltigkeitsexperten einig. In der allgemeinen Wahrnehmung der Gesellschaft sieht das aber anders aus: Die meisten denken, Glas sei automatisch nachhaltig. Bei gewissen Einsatzzwecken kann das auch der Fall sein, doch vor allem Einwegglas ist aus einer ökologischen Gesamtbilanz betrachtet oftmals der Worst Case. Glas hat in der Herstellung einen ungleich höheren Energieaufwand als Kunststoff, selbiges gilt für den Recyclingprozess. Glas ist zusätzlich ungleich schwerer und verursacht dadurch relevante CO₂-Emissionen beim Transport. Gerade in unserem Fall, wo das Produkt an sich ein geringes Gewicht aufweist, würde eine Glasverpackung schnell ein vielfaches Gewicht des eigentlichen Inhalts auf die Waage bringen. Wir würden in erster Linie Verpackung transportieren. Allein für die allgemeine Konsumentenwahrnehmung auf Glas zu wechseln und dabei aber gleichzeitig eine deutlich schlechtere Gesamtökobilanz zu verursachen, wäre in unserem Fall reines Greenwashing.
Wie stehen Sie zu recyceltem oder biobasiertem Plastik?
Recycelter Kunststoff ist sehr sinnvoll, denn damit kommt kein neues Material in den Kreislauf. Man entnimmt, was schon da ist, und verwertet es für einen neuen Anwendungszweck. Allerdings gibt es derzeit praktisch keine von der EU zugelassenen Rezyklate, die auch für den Einsatz im Lebensmittelbereich zugelassen sind. Eine Ausnahme ist rPET, welches allerdings nur für Getränkeflaschen in einem geschlossenen Kreislauf wieder zum Einsatz kommen darf. Bei biologisch basierten Kunststoffen wiederum werden aus nachwachsenden Rohstoffen Polymere mit vergleichbaren Eigenschaften zu herkömmlichen Kunststoffen hergestellt.
Eine ökologische Alternative stellen auch sie nicht dar, da neuer Kunststoff ins System gebracht wird. Bei der Herstellung erreicht man zwar geringere CO₂-Emissionen, in der Gesamtökobilanz schneiden sie aber durch ökologische Problemverschiebung in andere Bereiche nicht besser ab. Außerdem wird der Rohstoff in der Regel auf Zuckerrohrplantagen in Südamerika gewonnen – hier muss man dann auch die Regenwaldthematik betrachten, vor allem bei wachsender Nachfrage.
Es gibt ja auch biologisch abbaubares Plastik - Wie stehen Sie dazu?
Biologisch abbaubare Kunststoffe sind generell sehr kritisch zu betrachten. Beim Abbau verursachen diese Kunststoffe CO₂ und noch schlimmer – Methan, das 25 Mal so treibhausaktiv ist wie CO₂. Viele Polymere zersetzen sich unter bestimmten Bedingungen zwar gut, jedoch unter abweichenden beinahe gar nicht. Unterm Strich wird wertvoller Kunststoff keiner neuen Verwendung zugeführt und nicht einmal seine thermische Energie in einem Verbrennungsprozess genutzt.
Das heißt, die bekannte weiße Dose ist aus momentaner Sicht die beste Lösung?
Nach Rücksprache mit Experten – ja. Es gilt hier immer die Gesamtsicht heranzuziehen: Produktschutz, Ressourcenschonung, Recycelbarkeit. Unsere Dosen bestehen aus Hart-Polyethylen (HDPE), einem der umweltverträglichsten Kunststoffe, und sind bei richtiger Entsorgung zu 100% recyclebar. Dafür gehört die Dose vollständig entleert mit dem Deckel in die gelbe Tonne; Ruckstände von Siegel und Label können thermisch verwertet werden.
Was hat Pure Encapsulations® bisher schon in Sachen Nachhaltigkeit unternommen?
Ganz im Sinne der Nachhaltigkeitspyramide „Reduce – Reuse – Recycle“ haben wir als Unternehmen immer dann den größten ökologischen Hebel, wenn man Dinge weglassen kann. Generell verzichten wir auf unnötige Umkartons und Beileger. Wer Pure Encapsulations® schon länger kennt, der weiß, dass früher ein Wattebausch in unseren Dosen war. Den sparen wir mittlerweile ein.
Früher waren die Dosen außerdem komplett in eine Hülle verschweißt, ein sogenannter „Full-Body-Shrink“. Den haben wir zunächst auf einen „Neck-Shrink“ reduziert und konnten damit 9 Tonnen Plastik pro Jahr einsparen. Seit Anfang 2021 haben wir einen weiteren wichtigen Schritt in Richtung ökologischerer Verpackung geschafft. Bei fast allen unseren Produkten können wir den Neck Shrink nun vollständig weglassen. Damit reduzieren wir den Kunststoff-Einsatz in der Produktionskette um weitere beachtliche 1,4 Tonnen pro Jahr.
Wie wird es mit dem Thema im Unternehmen zukünftig weitergehen?
Wir sind intensiv bemüht, uns permanent weiterzuentwickeln. Uns geht es dabei darum, die einzelnen Komponenten der Bottle anzugleichen, um den Recyclingprozess noch effizienter zu machen und Downcycling zu vermeiden. Schrittweise werden wir so den ökologischen Fußabdruck unserer Bottle noch weiter verringern.